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Kürzlich haben wir über den Tod von Stewie, dem längsten Hauskater berichtet. Jetzt erzählt uns seine Besitzerin Robin Hendrickson etwas über Stewies unglaubliches Leben und die Faszination, die die Main-Coon-Rasse auf sie ausübt.

Das erste Mal habe ich im Herbst 2000 eine TICA Katzenshow besucht (The International Cat Association), und sofort fiel meine Aufmerksamkeit auf die Main Coons. Langhaarig und GROSS. Das prächtige Fell, die kräftige Statur und der Charakter zogen mich sofort in ihren Bann. Ich hatte schon immer eine große Katze haben wollen - also MUSSTE ich einen dieser sanften Riesen haben - irgendwann. Auf dieser Veranstaltung lernte ich auch Gloria Mahan, Geri Herrick und Robin Pratt kennen, denen ich ewig dankbar bin, dass sie mir den Weg aufgezeigt haben, der mich am Ende zu Stewie geführt hat.

Für die nächsten Jahre meldete ich meinen "Standard"-Hauskater auf den üblichen örtlichen Katzenshows an. Er machte seine Sache ganz gut, und wurde 2006 immerhin ein TICA Regionalgewinner.

Aber ich wollte immer noch eine große Katze haben, immer noch eine Main Coon.

2005 hatten mein Partner Erik und ich beschlossen, dass es nun soweit sei, sich eine zu besorgen. Nach einiger Suche fanden wir in Val Horton einen Züchter, der zwei Katzenkinder abzugeben hatte. Zwei silberne Kater. Es war Liebe auf den ersten Blick: Dallas mit seinem flauschigen Fell und Dylan, der so gut wie kein Haar und nicht einmal Schnurrhaare hatte! Er hatte früh sein Babyfell verloren und seine Mutter hatte dann die Schnurrhaare abgenagt. Aber er war soo süß! Schnell war uns klar, dass wir beide haben mussten.

Die beiden Jungs kamen dann am 1. Mai bei uns in Reno an und lebten sich schnell ein. Dylan hing ständig an mir. Da wir große Fans der TV-Sendung Family Guy sind, nannten wir ihn dann Stewie. Dallas hat immer mit seinen kleinen Katzenpfoten getrampelt, und wir nannten ihn Odin, nach dem altnordischen Gott.

Val sagte uns, dass die Jungs von sehr großen Vorfahren abstammen würden. Also genau das, was wir wollten. Allerdings wussten wir da noch nicht, wie groß sie einmal werden würden.

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Dann habe ich angefangen die beiden auf Katzenshows mitzunehmen. Odin hatte dazu keine Lust, das war sofort zu spüren. Aber Stewie war in seinem Element. Er mochte all die vielen Leute, die nur gekommen waren, um ihn zu sehen. Er war eine wirkliche Persönlichkeit.

Als wir immer mehr Shows besuchten, hörte ich schnell von anderen Besitzern, wie viel größer Stewie im Vergleich zu anderen Katern war. Als mir dann Val zeigte, wie man die Tiere richtig hält, um auf einer Show ihre Größe zu demonstrieren, wurde auch mir klar, wie groß Stewie tatsächlich war, bzw. werden würde. Dabei war er doch erst ein Jahr alt.

2007 als Stewie 2,5 Jahre alt wurde, wollte ich es dann wissen. Ich recherchierte online und fand heraus, dass die längste Katze zu der Zeit 121,92 cm lang war. Als ich dann Stewie vermaß, stellte sich heraus, wie nahe er an dieser Rekordmarke war. Daraufhin stellte ich bei GUINNESS WORLD RECORDS über die Website einen Rekordantrag und wir erhielten sechs Wochen später die Regeln. Leider hatte sich bei der ersten Messung ja herausgestellt, dass Stewie kürzer war als der Rekordhalter, doch an dem Tag bemerkten wir, dass Stewie eine andere ganz besondere Gabe hatte:

Auf einer der Shows kam ein kleiner Junge der an Autismus litt, zusammen mit seinen Eltern zu Stewie um ihn anzufeuern. Ich stellte ihm Stewie vor, der ihn sofort das Gesicht stupste und ihm die Wange leckte. Der Junge sah zu mir auf um sich zu bedanken und seine Eltern waren überglücklich. Dies war eine sehr schöne Belohnung für uns, und ich wusste, dass Stewie für Größeres bestimmt war, selbst wenn er es nicht schaffen sollte, den Rekord zu bekommen.

Zwei Jahre später hat es dann mit dem Rekord geklappt. Am 28. August 2010 wurde Stewie in der Nevada Humane Society vermessen. Mit der Hilfe von Michele Lani, Savannah Hann und Susi Woosley maßen wir 123 cm von der Nasen- bis zur Schwanzspitze. Wir verschickten dann unser Beweispaket und erhielten von GUINNESS WORLD RECORDS am 12. Oktober die Nachricht, dass Stewie als Längste Hauskatze bestätigt worden war!

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Sofort wurden wir ins Rampenlicht gezogen. Es dauerte nur sieben Stunden, bis Stewie und ich weltweit bekannt waren. Den neuerworbene Ruhm wollte für etwas Gutes nutzen, und ich erinnerte mich an seine Begegnung mit dem Jungen auf der Katzenshow. Ich wusste, Stewie wäre eine wundervolle Therapiekatze.

Das Training und die Prüfungen waren ein Kinderspiel für Stewie, der im Juli 2011 seine offizielle Arbeit aufnahm. Patienten die noch niemals gesprochen hatten, unterhielten sich mit ihm. Andere, bettlägerige, waren einfach nur froh ihn zu sehen. Aber durch die viele gute Arbeit, die wir zusammen hatten, half Stewie auch mir über meinen Tellerrand zu sehen und mich weiter zu entwickeln.

Im Februar 2011 versuchten wir es mit einem zweiten GUINNESS WORLD RECORDS™ REKORD. Stewies Schwanz wurde vermessen und erzielte 41,5 cm - der längste Schwanz einer Hauskatze. Damit wurde er die zweite Katze in der Geschichte, die gleichzeitig zwei Rekorde hielt.

Egal ob es um Besuche im Klassenzimmer oder in Altersheimen ging, Stewie war ein Star! Wir halfen bei Wohltätigkeitsveranstaltungen und posierten für tausende Fotos. Das Leben meinte es sehr gut mit uns.

Dann, Weihnachten 2011, zerschellte unsere schöne Welt. Wir hatten Stewie wegen einer (so dachten wir) Virusinfektion behandeln lassen. Am Weihnachtsmorgen fanden wir ihn mit einem so aufgeblähten Auge, dass dieses fast aus dem Kopf sprang. In der Tiernotfallpraxis erfuhren wir dann, dass hinter seinem Auge etwas wachsen würde. Die folgenden Tage verwischen dann etwas in der Erinnerung.

Stewie erhielt einen CT Scan, der aber keine klaren Ergebnisse brachte. Wir wussten nicht, was wir tun sollten, oder was genau dieses Wachstum bedeutete, aber uns war klar, dass wir unseren geliebten Jungen bald verlieren würden.

Nachdem wir diese traurigen Neuigkeiten auf Stewies Facebook-Seite gepostet hatten, wurden wir von natürlich von den lokalen Medien kontaktiert. Ich hoffte auf ein Wunder, das in der Form des Gründers der Organisation Eye Care for Animals kam, der uns half, kostenlos eine eindeutige Diagnose zu bekommen. Als wir dann hörten es sei Krebs, war das nur schwer zu ertragen.

Bei uns in Reno gab es keinen auf Krebs spezialisierten Tierarzt, aber ich hatte Glück und fand die Veterinary Centers of America in Sacramento, die alles hatten, den Krebs zu bekämpfen: Bestrahlung, Chemotherapie und Dr. Crowe. Am 23. Januar 2012 fuhren Stewie und ich nach Sacramento, und die Behandlung wurde sofort begonnen.

Im Laufe des Jahres erhielt Stewie 11 Dosen Bestrahlung und Chemotherapie und wurde am 26. Juli 2012 für Krebsfrei erklärt.

Leider währte die Freude nur kurz: Bei einer Nachuntersuchung nach drei Monaten wurde festgestellt, dass der Krebs zurückgekehrt war. Wir versuchten es erneut mit Chemo, aber der Krebs war dieses Mal sehr viel aggressiver. Die Behandlung schlug nicht an, und wir waren am Boden zerstört.

Um Stewie die verbleibende Zeit mit uns so angenehm wir möglich zu machen, hatte ich entschieden im Januar 2013 mit ihm auf die TNCC-Show in Portland zu gehen. Stewie hat es immer gemocht mit Menschen umzugehen, er liebte die Aufmerksamkeit, die sie ihm entgegenbrachten. Er liebte das Reisen, und diese Reise war mein Geschenk für ihn, da uns nicht mehr viel Zeit blieb.

Es wurde dann ein wundervoller Ausflug für ihn. Er stolzierte mit erhobenem Schwanz und hoch erhobenem Kopf durch die Ausstellungshalle. Seine Fans im Schlepptau und jeden begrüßend fühlte er sich in der Situation sichtlich wohl. Allerdings wussten wir die ganze Zeit, dass wir seinen Geburtstag feiern würden, sobald wir wieder zu Hause sein würden, und bald darauf sein wundervolles Leben, wenn die Zeit gekommen sein wird.

Am 4. Februar 2013, um 19:37h ging Mymains Stewart Gilligan (so sein vollständiger Name) über die Regenbogenbrücke und von uns.

Ich werde meinen "Big Bubba" immer lieben und vermissen ...

Robin Hendrickson

Als Tribut an Stewie gibt es hier sein Rekordhalter-Profil zu sehen, das wir im Jahr 2011 gefilmt hatten.